Das Team Altöl in der NOZ

Trockener Staub und rutschige Spitzkehre

53. Ledder Cross unfallträchtig – Tolksdorf aus Velpe baut Führung aus – Kein Rot bei Alkohol-Kontrollen

Team Altöl | Ingo FöckeAbschleppbedarf nach dem Überschlag von Ingo Föcke  (Team Altöl) in seinem Peugeot 106 XSI im ersten Rennen. Fotos: Swaantje Hehmann

Tecklenburg . Was die insgesamt rund 3000 Zuschauern an den beiden Renntagen beim 53. Autocross in
Ledde besonders spektakulär fanden, war für Uwe Hindersmann enttäuschend: „Es gab einige Überschläge und Kollisionen mit Blechschäden mehr als in den Vorjahren.“ Der Vorsitzende des ausrichtenden ATC Osnabrück war froh, „dass es dabei zu keinen nennenswerten Verletzungen kam“.

Dabei hatte es insbesondere die neue gestaltete Spitzkehre in sich. „Sie ist sogar fast schon ein bisschen zu spitz – auch wenn sie nicht der Hauptgrund für die vielen Unfälle war. Über den rätseln wir noch“, räumte Hindersmann ein. „Vor allem hat die neue Spitzkehre ein Loch, in dem sich viel Wasser gesammelt hat“, sagte der vereinslose Osnabrücker Dirk Wolff, der mit seinem Peugeot 106 XSI für das emsländische „Team Altöl“ antritt: „Die Strecke ist an dieser Stelle rutschig wie Schmierseife.“

Sein Teamkollege Ingo Föcke überschlug sich dort im ersten der drei Wertungsläufe in der Klasse 1 (Serienwagen bis 1400 ccm) und ärgerte sich nicht nur über den kurzfristigen Reparaturbedarf. Föcke ist Titelverteidiger und erster Verfolger von Jan Tolksdorf (20, ATC Osnabrück). Der hatte es somit leicht, als Tages-Achter („Das ist okay“) die Gesamtführung in der sechsten von 13 Saisonveranstaltungen des Nordwestdeutschen und Westdeutschen Autocross-Verbandes zu behaupten.

Die Mehrheit der Zuschauer dürfte sich für die einzelnen Platzierungen in den 14 Wertungsklassen eher am Rande interessiert haben. Sie hatten mit rundum guter Sicht hinab in die Tongrube einfach ihren Spaß am lauten und staubigen Rennspektakel. Dieter Hoge aus Laggenbeck, der es sich mit seinem Sohn Marwin auf den mitgebrachten Campingstühlen gemütlich gemacht hatte, interessiert sich als gelernter Kfz-Mechaniker generell für den Motorsport. „Die engen Zweikämpfe, die vielen unterschiedlichen Klassen und Fahrzeuge – Autocross ist einfach abwechslungsreich und spannend“, sagte Hoge. Früher habe er regelmäßig Formel-1-Rennen besucht. „Ich war elfmal in Hockenheim. Doch das finde ich mittlerweile zu kostspielig.“ In Ledde ist er Stammgast geblieben.

Sein zwölfjähriger Sohn findet Autocross immer dann besonders aufregend, „wenn sich die Fahrzeuge überschlagen“. Bereits den Krach der Motoren nennt er faszinierend. In zwei Jahren dürfte er die Fahrerlizenz erwerben, doch noch gibt es keine Begehrlichkeiten: „Rennfahren ist mir zu gefährlich.“

Gewohnt familiär ging es auch im Fahrerlager zu. Vor oder neben den zahlreichen Wohnmobilen und Bussen der Rennteams sind nicht nur Reparaturdecken ausgebreitet, sondern auch alles, was zur Standardausrüstung eines guten Campingurlaubs zählt. Die meisten Fahrer sind mit ihren Lebensgefährten und gegebenenfalls dem Nachwuchs da. Die Angehörigen stärken die Moral der Piloten, sorgen für die Verpflegung und machen sich als Reparaturhelfer verdient. Auch die Fahrer unterschiedlicher Teams unterstützen sich bei Bedarf gegenseitig. Kein Wunder, dass die Stimmung bei der Rennfete am Samstagabend gut war. „Und das bei relativ geringem Alkoholkonsum“, sagte Hindersmann.

Zu den Rennen gilt eine strenge 0,0-Promille-Grenze. Vor den Trainingseinheiten mussten sich einzelne Fahrer einem Alkoholtest unterziehen. „Niemand bekam die Rote Karte gezeigt“, sagte Hindersmann.

„Mehr als drei, vier Pinneken unseres Teamgetränks sitzen auf der Rennparty nicht drin“, sagte Rennfahrer Wolff. Dieses ist ein selbst gemachter Marsala, der wie Altöl aussieht – „deshalb unser Teamname“. Der 40-Jährige besitzt erst im dritten Jahr ein eigenes Rennfahrzeug. „Ich bin noch in der Lernphase und fahre im Gegensatz zu den meisten hier nicht mit dem großen Ziel, Gesamtsieger zu werden, sondern nur aus Spaß.“ Gesamtplatz elf unter elf Konkurrenten der Rennklasse 1 findet Wolff dann aber doch etwas unbefriedigend: „Natürlich will ich noch ins Tabellenmittelfeld vorrücken.“

Keine Chance auf eine solche Platzierung haben die Mitglieder des Pitstop Racing Teams aus Warsseveld, die zu den 50 startenden Piloten aus den Niederlanden unter den insgesamt 225 Fahrern in Ledde zählten. „Wir nehmen nur an der holländischen Meisterschaft fest teil – Ledde ist eine der wenigen Veranstaltungen, die wir sonst noch gerne besuchen“, beschrieb Roel Brussen. In den Niederlanden gebe es nur sandige Ovalstrecken. „Bei uns ist Speed gefragt. Auf dem harten Kurvenkurs in Ledde ist dagegen technisches Können wichtig.“ Dieses haben die Starter bewiesen – was gerade unter der großen Belastung bei höchst sommerlichen Bedingungen im Tecklenburger Land besonders anspruchsvoll war.

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